Dezember Special Nachhaltigkeit: Nachhaltige Maßnahmen in Unternehmen

In diesem Jahr haben wir nach guten, nachhaltigen Beispielen in unseren Mitgliedsunternehmen gesucht und darüber berichtet. Zum Jahresende geht es in diesem letzten Special für den Monat Dezember allgemeiner um mögliche Stellschrauben zu mehr Nachhaltigkeit. Am 27. November 2024 trafen sich dazu Verantwortliche aus unterschiedlichen Funktionsbereichen, um Beispiele zusammenzutragen.

Der Workshop am 27. November 2024 sah auf mehrfachen Wunsch aus unserer Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit inhaltlich vor, nachhaltige Maßnahmen zu sammeln. Dabei war nicht relevant, ob diese bereits im eigenen Unternehmen umgesetzt wurden oder zukünftig geplant sind.
Nach Methode „World Café“ wanderten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vier Stationen ab, sammelten und diskutierten die unterschiedlichen Maßnahmen und Aktivitäten. Abschließend wurden die Ergebnisse in den vier Oberthemen „Menschen und Kultur“, „Produktionsprozesse“, „Gebäudemanagement“ und „Produkte“ gemeinsam reflektiert.

Menschen und Kultur
Nachhaltigkeit ist kein Selbstläufer. Insgesamt steht jedem Unternehmen eine Transformation bevor, eine Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit – letztlich ein Prozess, der nie abgeschlossen sein wird. Daher ist es sehr wichtig, die Kultur des Unternehmens auch entsprechend auszurichten. Alle Beteiligten müssen für Nachhaltigkeit in ihren drei Dimensionen ESG (Environmental, Social und Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) sensibilisiert werden. Entscheidend ist hier auch die korrespondierende Führung(skultur).
Es genügt zum Beispiel nicht, ein Compliance-System einzuführen. Es muss bekannt gemacht, verstanden und akzeptiert werden.
Die interne und externe Kommunikation sind gute Instrumente, um die nachhaltigen Maßnahmen unternehmensintern und nach außen hin sichtbar zu machen. Dies kann die Arbeitgeberattraktivität steigern und auf unterschiedlichen Ebenen eventuell einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Zahlreiche einzelne Beispiele aus unseren Mitgliedsunternehmen sind unter anderem das kostenlose Laden von E-Autos, Jobrad-Leasing-Angebote, Jobtickets oder das Deutschlandticket für den öffentlichen Nahverkehr, Unterstützung bei der Kinderbetreuung, ergonomische Arbeitsplätze, Wertschätzung durch Kollegen, Kolleginnen und Führungskräfte, die Unterstützung gemeinnütziger Projekte regional und global von Computerspenden spenden bis hin zu Bäume pflanzen, gesunde Mahlzeiten in der Kantine oder von ausgewählten Catering-Anbietern und vieles mehr. Für die Beschäftigten steht Kompetenzentwicklung und Arbeitsschutz an vorderer Stelle. Gender-Gerechtigkeit, ernsthafte Gefährdungsbeurteilung sowie flexible Arbeitszeiten gehören dazu wie auch gesundheitsfördernde Maßnahmen in Kooperation mit Krankenkassen oder Fachärzten.

Produktionsprozesse
In diesem Themenbereich waren sich alle einig: Es geht um die Reduzierung von Verschwendung.
Zunächst steht Transparenz an oberster Stelle: Daten müssen erfasst und ausgewertet werden. Intensive Prozessanalysen und Wertstromanalysen können Klarheit schaffen.
Ein effizientes Ressourcenmanagement zahlt auch auf diesen Punkt ein. Möglicherweise lässt sich im Prozess Druckluft reduzieren. Die Temperatur eingesetzter Öfen muss geprüft und eventuell gesenkt werden. Wie steht es um den Einsatz regenerativer Energien wie zum Beispiel Photovoltaik? Es gibt vielfältige Energieeffizienzmaßnahmen. Dazu zählt auch, die Möglichkeiten des Recyclings im eigenen Unternehmen zu klären, um noch mehr Wertstoffe dem Wertstoffkreislauf zuzuführen.
Im Bereich der Qualitätssicherung gilt es, Ausschuss zu reduzieren, indem zum Beispiel digitale oder KI-Anwendungen menschliche Fehler minimieren.
Bei neu geplanten Hallen spielt eine optimierte Intralogistik eine entscheidende Rolle.
Ein ganzheitliches Bestandsmanagement optimiert die Supply Chain.
Ergonomische Arbeitsplätze haben eine große Bedeutung.

Produkte
Welche Vorgaben sind für bestimmte Produkte generell einzuhalten? Hier steht an erster Stelle: intensive Beschäftigung mit der Ökodesign-Verordnung Ecodesign for Sustainable Product Regulation (ESPR). Die Europäische Union sieht darin einen wichtigen Hebel als Teil des Aktionsplans für die Stärkung der Kreislaufwirtschaft.
Die Substitution von kritischen oder gefährlichen Rohstoffen und passende Ersatzstoffe können dazu beitragen, weniger besorgniserregende Stoffe (Substances of Very High Concern, SVHC) zu verwenden. Dies kann Produkte gesünder machen und mindert unter Umständen den bürokratischen Aufwand.
Neukonstruktionen sollten sich nachhaltig auf alle neun „R´s“ der Kreislaufwirtschaft fokussieren: Refuse, Rethink, Reduce, Re-use, Repair, Refurbish, Remanufacture, Repurpose, Recycle und Recover. Hier können spezielle Qualifizierungen Konstrukteurinnen und Konstrukteure unterstützen. Das Produktdesign kann langlebigere Produkte entwickeln und bereits im Produktionsprozess weniger Ausschuss vorsehen.
Der Digitale Produktpass (DPP) und Software-Lösungen zur Ermittlung des CO2-Fußabdrucks (Product Carbon Footprint (PCF)) sind technische Innovationen, die nachhaltige Produkte fördern.
Die strategische Überlegung, „Product as a Service“ anzubieten und Wartung sowie Reparaturen in das eigene Geschäftsmodell zu integrieren, kann ebenfalls auf kreiswirtschaftliche Prozesse einzahlen.

Gebäude-Management
Zu diesem Themenbereich ist die Erhebung des Ist-Zustandes hinsichtlich des Energieverbrauchs unerlässlich. Im Bestfall ist die Ermittlung in Echtzeit möglich. Ein ausgewogenes Lastenmanagement, das Spitzen vermeidet, sollte das Ziel sein. Insgesamt sollten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür sensibilisiert sein.
Nach den vier Kategorien „Eliminieren“, „Reduzieren“, „Substituieren“ und „Kompensieren“ wurden mögliche Maßnahmen gesammelt.
Eliminiert werden könnten zum Beispiel Räume, die durch die Zunahme an Homeoffice nicht mehr gebraucht werden.
Wasser lässt sich häufig im Kreislauf weiter verwenden. Sinnvoll kann auch Gebäudereinigung mit einem geringeren Anteil an chemischen Reinigungsmitteln sein. Automatische Tore und Torschleusen halten die Temperatur im Gebäude konstanter. Neue LED-Beleuchtungstechnik und Bewegungsmelder sparen Strom. Eine energetische Sanierung der Gebäude ist zu prüfen. Auch eine Automatisierung der Gebäudetechnik kann zu Einsparungen führen.
Zur Kategorie Substituieren wurde das Streuen von Salz im Winter angesprochen. Regenerative Energien und ihre Speicherung sind eine wichtige Stellschraube. Denkbar sind Photovoltaikanlagen, Geothermie, kleine Windkraftanlagen, Biomasse-Blockheizkraftwerke oder andere dezentrale Lösungen. Auch der Ausbau von Fensterflächen kann dazugehören. Oft lässt sich Abwärme nutzen.
In Sachen Kompensieren sind die Schaffung grüner Dächer und Fassaden zu nennen. Die Begrünung durch Blühstreifen zählt dazu. Die Steigerung von Biodiversität ist wünschenswert. Die Entsiegelung von Flächen sollte berücksichtigt werden. Hier kann unter anderem eine wasserdurchlässige Pflasterung zum Einsatz kommen.
Umstritten ist der Erwerb von CO2 -Zertifikaten.
Mit vielen Kompensationsmaßnahmen lässt sich zusätzlich die Aufenthaltsqualität für die Belegschaft im Außenbereich verbessern. Schattenplätze und kleine Parks tragen dazu bei.
Zum Thema Energie und Gebäudemanagement kann auch hilfreich sei, die Vernetzungschancen im Quartier zu analysieren und zu nutzen: Warum nicht zusammen mit Nachbar-Unternehmen als Kundengruppe beim Energieanbieter auftreten oder Gebäude oder die Abwärme des benachbarten Unternehmens nutzen?

Viele der gesammelten Maßnahmen wurden bereits in Mitgliedsunternehmen umgesetzt. Dies zeigt einmal mehr, wie sehr das Thema Nachhaltigkeit in der Tiefe und Breite angekommen ist. Der Vormittag war wieder aufschlussreich und inspirierend und wir sind gespannt, was im nächsten Jahr noch hinzukommen wird.

In vier Kategorien sammelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sinnvolle nachhaltige Maßnahmen. Bild: NIRO e. V.